Fachinformation Aufmerksamkeitsstörung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bezeichnet eine Verhaltensstörung, die durch Auffälligkeiten in den drei Kernsymptomen Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist.

Die Auffälligkeiten in diesen Bereichen gehen dabei über das hinaus, was durch Alter und Entwicklungsstand des Kindes erklärbar wäre, und stellen eine bedeutsame Beeinträchtigung in mehreren Lebensbereichen dar. In der Regel lässt sich die Verhaltensstörung bereits im Vorschulalter beobachten und besteht länger als 6 Monate. Da es sich jedoch zum einen um eine dimensionale Störung mit einem fließenden Übergang zwischen Störung und Normalität handelt und da zum anderen Subtypen mit unterschiedlicher Ausprägung der Kernsymptomatik existieren, ist es im Alltag oft schwierig, die Symptomatik einzuschätzen. Eine Aufmerksamkeitsstörung kann komorbid zur Teilleistungsstörung im Lesen, Schreiben und Rechnen auftreten.

Im Dschungel der Informationen zu diesem Thema ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass eine Auffälligkeit in der Aufmerksamkeit zunächst ein Symptom ist, das viele Gründe haben kann - so wie Kopfschmerzen ein Symptom sind, dem verschiedene Erklärungen zugrunde liegen können. Die sorgfältige Klärung der Hintergründe ist daher wichtig. Mögliche Gründe für Aufmerksamkeitsprobleme können beispielsweise sein:

  • Schlafstörungen: Kinder mit Tagesmüdigkeit, Konzentrationsmangel, hyperaktivem Verhalten und Schulproblemen können an einer schlafbezogenen Atemstörung oder schlechter Schlafqualität leiden.
     
  • Schulische Überforderung geht mit einer reduzierten Aufmerksamkeitsspanne einher.
     
  • Teilleistungsstörungen: Entwicklungsstörungen im Lesen, Schreiben oder Rechnen werden oft begleitet von Problemen in der Aufmerksamkeit.
     
  • Emotionale Belastungen: Konflikte, Trennungen, Erkrankungen oder Todesfälle können Kinder emotional stark belasten und sich auf die Aufmerksamkeitsleistungen auswirken.

Auch Stoffwechselstörungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, genetische Syndrome, Medikamentennebenwirkungen, Epilepsien, Angststörungen, Tic-Störungen, depressive Episoden können Defizite in der Aufmerksamkeitsleistung hervorrufen.

Beim ADHS wird davon ausgegangen, dass die Informationsverarbeitung zwischen verschiedenen Abschnitten im Gehirn durch eine Störung des Stoffwechsels nicht richtig funktioniert. Auch wenn das ADHS ein Kontinuum ist, bei dem einige Kinder stärker betroffen sind als andere, gibt es Richtlinien für die Diagnose. Zu diesen gehört, dass ein Kind in einem bestimmten Umfang nicht altersangemessene Symptome der Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität aufweist, die bereits seit einem längeren Zeitraum bestehen und die vor dem 7. Lebensjahr begonnen haben. Die Symptome sind nicht durch andere Erkrankungen erklärbar, sie treten in mindestens zwei Lebensbereichen auf und weisen eine bedeutsame Beeinträchtigung auf.

Zu der Diagnosik gehören in der Regel die Erfassung der Entwicklungsgeschichte, die körperliche Untersuchung, Fragebögen für Bezugspersonen und Lehrer/innen, Verhaltensbeobachtungen und standardisierte Testverfahren. In der Regel sollten betroffene Eltern mit ihrem Kinderarzt über die Problematik sprechen.

Liegt ein ADHS vor, sollte bedacht werden, dass es sich um eine gravierende Störung handelt, die behandlungsbedürftig ist und sich in der Regel nicht 'auswächst'. Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung sollten nach sorgfältiger Diagnostik möglichst mit einer Kombination aus unterschiedlichen Therapien behandelt werden. Zu dieser sogenannten 'multimodalen Therapie' gehören die Aufklärungsarbeit, die medizinische Versorgung, die Verhaltenstherapie sowie pädagogische Maßnahmen.

Ausführliche Fachinformationen zu Störungsbild, Subtypen, Diagnostik und Interventionen sind erhältlich bei dem zentralen adhs-netz sowie unter dem ADHS Infoportal.

 

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