Fachinformation Allgemeine Lernstörung

Bei einer übergreifenden, allgemeinen Lernstörung wird von einer komplexen Lernproblematik bei einem Schüler oder einer Schülerin ausgegangen, die sich nicht nur auf ein Fach bezieht, sondern das gesamte schulische Lernen betrifft

Der Begriff Lernstörung bezieht sich grundlegend auf Leistungsdefizite beim absichtsvollen Lernen. Die Arten von Lernstörungen lassen sich anhand von zwei Dimensionen beschreiben:

  1. Lernstörungen können inhaltlich begrenzt oder allgemein sein. 
    Inhaltlich begrenzte Lernstörungen sind durch Leistungsdefizite in einem Lernbereich definiert, während in den sonstigen Unterrichtsfächern eine durchschnittlich ausgeprägte Lernfähigkeit sowie eine im Normbereich liegende Intelligenz vorliegen. Hierzu zählen die umschriebene Lese/Rechtschreibstörung und die Rechenstörung. Bei allgemeinen Lernstörungen wie der Lernbehinderung ist das Lernen 'auf breiter Front', d.h. in den meisten schulischen Bereichen deutlich eingeschränkt und oft sind die intellektuellen Fähigkeiten begrenzt.
     
  2. Lernstörungen können eher vorübergehend oder überdauernd sein.
    Vorübergehende Lernstörungen beziehen sich zumeist auf Leistungseinbußen, die im Zusammenhang mit kritischen Ereignissen und situativen Umbrüchen auftreten (Schulwechsel, Erkrankungen, familiäre Probleme u.ä.). Überdauernde Lernstörungen wie die Lese/Rechtschreibstörung, Rechenstörung oder Lernbehinderung verharren hingegen oder verschlimmern sich mit der Zeit.

Die allgemeine Lernstörung wird zumeist unter dem Begriff der Lernbehinderung in der Literatur vielfach diskutiert und definiert. Konzeptionell bezieht sich die Lernbehinderung im Sinne der oben beschriebenen Dimensionen auf ein langandauerndes, schwerwiegendes und umfängliches Schulleistungsversagen, welches zumeist mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz einhergeht. Sie gilt als besonders ausgeprägte Form der Lernstörung, die bei rund 2,5 % der Schüler und Schülerinnen auftritt. Lernbehinderungen haben in der Schule oftmals ein heterogenes Erscheinungsbild, wobei sich die Einschränkungen in erster Linie beim Erwerb kognitiv-verbaler und abstrakter Inhalte zeigen; daher ist sie oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Man geht davon aus, dass die Leistungsrückstände:

  • ein oder mehr Schuljahre betragen
  • mehrere Unterrichtsfächer betreffen (v.a. Deutsch und Mathematik)
  • über mehrere Jahre persistieren
  • nicht Folge eines unzureichenden Lernangebots sind, sondern im Zusammenhang mit Defiziten in der allgemeinen Intelligenz stehen
  • nicht auf eine Sinnesschädigung zurückgeführt werden können

Als Leitmerkmale lassen sich beobachten, dass die Schüler/innen deutlich langsamer lernen, insgesamt weniger lernen, gelernte Inhalte schneller vergessen, größere Schwierigkeiten beim abstrakten Begriffslernen auftreten und gelernte Inhalte schlechter auf neue Situationen übertragen werden. Als Begleitmerkmale zeigen die Schüler/innen unter anderem eine schlechtere Sprachleistung, lassen sich leichter ablenken und sind oftmals emotional belastet.

Zu einer differenzierten Diagnostik gehören entsprechend:

  • Die Erfassung der schulrelevanten Leistungen im Lesen, Schreiben und Rechnen über standardisierte, normierte Testverfahren
  • Die Erhebung der allgemeinen Intelligenz über ein umfassendes Begabungsprofil wie z.B. der WISC V
  • Die Anamnese der bisherigen Schulentwicklung
  • Der Ausschluss einer Sinnesschädigung und
  • Die Erfassung komorbider Störungen.

Zu unterscheiden ist die allgemeine Lernstörung insbesondere von der kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten (ICD-10 F 81.3), die mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Rechen-, der Lese- und der Rechtschreibfähigkeiten einhergeht, jedoch nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist.

Schüler/innen mit einer derartigen Lernstörung bedürfen einer besonderen Förderung, die fachdidaktisch an ihren individuellen Leistungsstand angepasst ist. Dabei geht es neben der inhaltsspezifische Erarbeitung von Lerninhalten im Lesen, Schreiben und Rechnen insbesondere auch um die Förderung der Lernfähigkeit über die Vermittlung von Lern- und Denkstrategien. Die Prognose für die weitere Schulentwicklung ist dabei sehr unterschiedlich je nach den individuellen Voraussetzungen und nur im Einzelfall im Verlauf der Förderung zu entscheiden.

 

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